Huldas Gespinst

HULDAS GESPINST ist eine Licht- und Soundinstallation und Teil meiner Werkgruppe AUS SINKENDEN FLÜSSEN – Das Frau Holle – Archiv.

Allgemein zum Projektrahmen:

Mit meinem fortlaufenden Projekt Aus sinkenden Flüssen knüpfe ich an eine über 200 Jahre alte Sammlungsgeschichte an und versuche mit dem Sagenmotiv der Frau Holle einen Schritt in die konkrete Gegenwart anhand des Verhältnisses von Mensch und Natur zu unternehmen. Zentral dafür ist das Thema Wasser. Die Figur ist heute vor allem durch die Märchensammlung der Gebrüder Grimm bekannt, verfügte aber schon laut der Auseinandersetzung der Grimms über eine Geschichte, die Schätzungen zu Folge bis zu 30.000 Jahre zurück reichen könnte.

Frau Holle dient mir als gedankliche Begleiterin, um Touren durch die ländlichen Regionen Mitteldeutschlands zu unternehmen, das Gespräch mit Menschen vor Ort zu suchen und meinen Blick auf Gewässer und Quellen zu richten. Polaritäten traten dabei allerorts zu Tage, als gäbe es kein Grau mehr, und zunehmende Trockenheit bestimmt die Region schon heute. Im Dialog mit Land und Leuten ist die alte Figur nicht nur ein Gesprächsaufhänger gewesen, sondern begegnete mir tatsächlich immer wieder. Als Protagonistin lokal verwobener Geschichten (rund um Quellen und Gewässer), als Bemalung auf Brunnenabdeckungen (neben Disneys Schneewittchen) oder auch als drapierte Puppe am Fenster.

Zu Huldas Gespinst:

Im Zuge des Projektes habe ich Installationsvarianten entwickelt, welche sich von den sonst eher dokumentarischen Materialien abheben. Ich habe aus Kiesel, Sand und Farbe Pech gemischt und mit diesem Gemisch verschiedene Stoffe, Schnüre und Garne bearbeitet, um Graustufen herauszuarbeiten. Eine Art Graustufenforschung inmitten von Polarisierungserscheinungen. Hinter diesem Grau schimmert schließlich die Farbe.

Inspiriert ist dieses Vorgehen durch die Charakterisierung der Hulda (Namensvariante für Frau Holle) als Stifterin der Webkunst.

„In Märchen und Mythen repräsentiert Nähen oft den geduldigen, sich Stich für Stich fortsetzenden Prozess, der zur Erlösung führt, den zerrissenen Stoff der Seele repariert oder die verhexte Situation flickt. Näherin und Schneider sind die Verkörperungen des demütig Heroischen der Psyche, von Kleinigkeit und Wiederholung; es sind diejenigen, die weise genug sind, die auseinandergefallenen Nähte eines potenuiellen Ganzen aufzunehmen“ (Aus: „Das Buch der Symbole. Betrachtungen zu archetypischen Bildern“).

Mit meinen Stoffen und Schnüren übe ich mich nun daran „Huldas Gespinst“ zu atmosphärischen Rauminstallationen zusammenzufügen. Dabei sollen ortsspezifisch variierende Räume entstehen, die von Tropfsteinhöhlen inspiriert sind, als auch von Wolkengebilden (die hier allerdings staubtrocken sind) und von Insekten-Kokons. Dafür benutzte ich lichtdurchlässige Stoffe und Netze, Schnüre und LED-Lichttechnik. Ein vielschichtig-durchsichtiges Gebilde wird geformt und durch eigens kreierte Leuchtkästen ergänzt, auf welchen ebenfalls Stoffe gespannt sind, die mit gesammelten Pech bzw. Sediment behandelt wurden. Gesammelte Tonaufnahmen aus Quellen tönen aus dem Inneren des Gebildes und verleihen ihm eine Lebendigkeit.

Bildaufnahmen: Vaclav-Karel Harsa | verwendete O-Tonaufnahmen: Anna Barth

Stimmen von Ausstellungsgästen

Ich bin begeistert vom philosophisch multimedialem Ansatz deiner „Holle“!
Eva aus Grimma

Die Installation ist eine schöne Sache!
Zum einen das Beklemmende des Dunklen, Blut und Teer, die Undurchschaubarkeit der Wolke, die diabolische Stätte des Lichtbildes dahinter– kaltes Licht. Aufgebrochen durch die Sounds, die Weite, Nässe und Kontemplation zuließen. Sich geborgen fühlen in der Einsamkeit, Schmerz und Zersetzung.
Wie kleine Insekten oder Bakterien, wabernde Organismen bewegten sich Farbpunkte über den lebendig gewordenen Wolkenkörper. Es ist ein Bild für all die politisch Unzufriedenen, die nur den Weg der Zerstörung gehen. Die in ihrer Verzweiflung Extremismus in allerlei Hinsicht betreiben. Können sie es spüren, dass ihr Körper eine sich verzehrende Quelle geworden ist, die durch heiße Gedanken verdunstet?
Politisches Spüren.
Anna aus Rudolstadt

Intuitive Spürsinnigkeit:
Am Ende ein neuer Anfang.
Eins für’s Leben.
Ein Leben, das es wert ist,
den ganzen Weg zu leben.
Konstanze aus St. Pölten

Das Verschwimmen von innen und außen.
Ins Ganze hinaus horchen, ein Panoptikum.
Sternenstaub, Schwebepunkte…
Johanna aus Wien

Ein Raum, dessen geheimnisvolle Stille berührt. Obwohl künstlich, fühlt sich ein Aufenthalt an, als wäre ich mitten auf einer Waldlichtung und höre eine etwas munter sprudelnde Quelle voll mystischem Geflüster.
Ivo aus Leipzig

Ich bin berührt von diesem feinsinnigen Spüren an genau solchen Stellen, an denen sich sonst polemisch entzündet wird. Mensch und Natur ist eben ein Politikum, aber Schwarz-Weiß-Denken lenkt vom eigentlichen ab.
Ralph aus Halle

Die Texte sind wie mit Worten gemalte Bilderreisen! Mitten hinein ins grüne Herz.
Ulli

Eine Höhle die ein Geheimnis offenbart! Auf der Spur der Urkraft Mutter Natur. Was mal war und was ist heute?
Linda

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