Etwas über Holle / Vom Sichtbarmachen

In Etwas über Holle balanciert Lucian Patermann mit künstlerischen Mitteln auf dem Weg zu Quellen und Gewässern in Thüringen (dem Bundesland seiner Herkunft), entlang eines tief ins Land greifenden Pfads zwischen Märchenwelt und Gegenwartsreflexion, zwischen Kindheitserinnerung und künstlerischer Archäologie. Aus diesen Elementen spinnt er ein Gewebe, das uns mal hoch in die Lüfte und mal in tiefe Höhlen führt, das (ost-) deutsche Identitätsbildung und den augenscheinlichen Wandel von Region und Landschaft sinnlich erfahrbar macht. Lyrische Texte treffen dabei auf Klanglandschaften, Musik und Raumsequenzen aus Video- und Lichtspiel.

Fotos: Lutz Edelhoff, Theater Erfurt

Etwas über Holle ist ein szenisches Verschmelzen einer Lesung mit einer Licht- und Video-Installation und Tonarrangements aus Lucian Patermanns Holle-Archiv. Dieses Archiv ist entstanden aus einer Vielzahl von Wanderungen durch ländliche Regionen Mitteldeutschlands und besteht aus Recherchen und ästhetischen Studien zu Orten des Wassers, als auch deren Wandel und Verbundenheit zur Geschichte der Frau Holle. Teil der Aufführung sind Musikstücke des Musikprojekts Die Wilde Jagd von Producer und Songwriter Sebastian Lee Philipp.

ERSTE FASSUNG IM THEATER ERFURT

Eine ca. 35-minütige Uraufführung ist im Rahmen eines szenischen Dialogs mit der Klangkünstlerin Anja Erdmann im Theater Erfurt zu erleben. Der gemeinsame Programmtitel lautet dort: Vom Sichtbarmachen.

Aufführungen:
6.10.2023 – 20.00 Uhr | Theater Erfurt – Studiobox
14.10.2023 – 19.30 Uhr | Theater Erfurt – Studiobox
30.11.2023 – 18.00 Uhr | Theater Erfurt – Studiobox

Vom Sichtbarmachen  

– Raumsequenzen aus Licht, Klang und Stofflichkeit

Zwei Künstler:innen, zwei unterschiedliche Produktionsprozesse, zwei verschiedenartige Wege, Gedanken zu vermitteln und erfahrbar zu machen. Die dadurch entstandenen divergenten Positionen führen durch einen gemeinsamen szenischen Abend und machen unterschiedliche künstlerische Ansätze im Wechselspiel miteinander erlebbar.

Anja Erdmann (Klang- und Medienkünstlerin) und Lucian Patermann (Maler und Konzeptkünstler) waren 2022 zwei der vier ersten Resident:innen des vom Thüringer Theaterverbands ausgeschriebenen Residenzprogrammes. Vom Sichtbarmachen baut auf dieser Residenz auf und ist eine Weiterführung des Zusammentreffens der beiden Künstler:innen.

Anja Erdmann über das Sichtbarmachen:
„Wenn wir das Wort sichtbar hören, assoziieren wir sofort die visuelle Sichtweise – eine unserer Sinneswahrnehmungen. Wie verhält es sich mit der akustischen, auditiven Wahrnehmung? Wir sind geprägt davon dem Sehen den Vorrang zu geben. Doch unsere auditiven Eindrücke sind viel unmittelbarer. Unsere Augen können wir schliessen, die Ohren nicht. Der Reiz liegt hier im Experimentieren mit Modulationen von Licht und Klang im Raum. Wahrnehmungsräume aus geräuschhaften Patterns, Klangsequenzen und Lichtinszenierungen treffen dabei aufeinander.“
https://anjaerdmann.wordpress.com/

Lucian Patermann über das Sichtbarmachen:
„Beim Sichtbarmachen mittels der Kunst muss ich direkt an Paul Klee und die historischen Bauhäusler denken, an Aufbruchsstimmung und ästhetisches Forschen. Ich muss auch an dieses Phänomen denken, dass wir manchmal etwas Neues lernen (ein bestimmtes Wort zum Beispiel) und es uns plötzlich überall erscheint, obwohl es zuvor gar nicht existent schien. Ich muss aber auch an den „Leeren Himmel“ denken, den wir in der Moderne angeblich über uns haben und der für die Überwindung von Glaubensordnungen stehen soll. Ich sehe uns in einer Zeit, die voller unsichtbarer Glaubensformeln ist und die alte Mythen und Märchen ersetzt hat, durch solche Fiktionen, die wir kaum noch als selbige wahrnehmen. Dort wächst mein Interesse.“